Oda Nobunagas Vereinigung der Owari Provinz markiert einen entscheidenden Wendepunkt in der japanischen Geschichte. Dieser Prozess war kein einfacher Eroberungsfeldzug, sondern ein erbitterter Machtkampf innerhalb seiner eigenen Familie. Während sein Vater Oda Nobuhide trotz jahrelanger Bemühungen scheiterte, die zersplitterte Provinz zu einen, gelang Nobunaga die Vereinigung der Owari Provinz in wenigen Jahren – durch eine beispiellose Kombination aus militärischer Strategie und kompromissloser Familienpolitik. Sein Erfolg in Owari sollte sich als Fundament für seinen späteren Aufstieg erweisen.
Das gescheiterte Erbe des Vaters
Der entscheidende Unterschied zwischen Vater und Sohn wird besonders deutlich. Nobuhide hatte als mächtigster Kriegsherr der Oda-Familie jahrzehntelang versucht, die Owari Provinz unter seine Kontrolle zu bringen. Doch die rivalisierenden Oda-Zweige, insbesondere die Kiyosu- und Iwakura-Linien, widersetzten sich erfolgreich seiner Autorität. Als Nobuhide 1551 starb, hinterließ er seinem erst 17-jährigen Sohn Nobunaga ein schwieriges Erbe: eine Familie, die seinen Führungsanspruch entschieden ablehnte und die Vereinigung der Owari Provinz aktiv verhinderte.
Der erste Verrat: Die Kiyosu-Krise
Die erste große Herausforderung kam von Nobunagas Onkel Oda Nobutomo von der Kiyosu-Linie. Dieser handelte sofort nach Nobuhides Tod und besetzte demonstrativ die strategisch wichtige Burg Kiyosu, das traditionelle Machtzentrum der Oda-Familie. Nobutomo verbündete sich zudem mit Nobunagas eigenem Bruder Oda Nobuyuki und lehnte Nobunagas Autorität trotz dessen legitimer Erbfolge offen ab.
Der Mord in Kiyosu
Die entscheidende Wende kam 1554, als Nobunaga seinen Onkel Nobutomo durch Verrat in Kiyosu ermorden ließ – ein bis dahin undenkbarer Tabubruch in innerfamiliären Auseinandersetzungen. Bemerkenswerterweise ließ Nobunaga jedoch die Burg Kiyosu selbst unversehrt, die später zu seinem Hauptquartier werden sollte.
Der Bruderkrieg
Der nächste große Konflikt entbrannte mit Nobunagas eigenem Bruder Oda Nobuyuki. Dieser wurde von der Mehrheit der Oda-Vasallen unterstützt und galt als traditioneller und berechenbarer – und damit in den Augen vieler als besserer – Anführer. 1556 unterlag Nobuyuki in der Schlacht von Inō, wagte aber 1557 einen zweiten Aufstand, woraufhin Nobunaga ihn hinrichten ließ – ein weiterer Beweis für seine kompromisslose Haltung.
Die Zerstörung von Iwakura
Erst nachdem Nobunaga die Kontrolle über die Kernfamilie gesichert hatte, wandte er sich den verbliebenen Oda-Zweigen zu. Im Jahr 1559 eroberte er die Burg Iwakura von Oda Nobukata, einem Führer des rivalisierenden Iwakura-Zweigs. Im Gegensatz zu Kiyosu ließ Nobunaga Iwakura vollständig zerstören: Mauern wurden eingerissen, Gräben verfüllt und Gebäude niedergebrannt. Diese radikale Maßnahme sendete ein klares Signal: Anders als sein Vater würde Nobunaga keine rivalisierenden Machtzentren dulden.
Eine neue Ära der Machtausübung
Nobunagas Vorgehen in Owari unterschied sich grundlegend von den Methoden seines Vaters. Während Nobuhide stets auf Diplomatie und Kompromisse gesetzt hatte, demonstrierte Nobunaga eine neue Art der Machtausübung. Sein selektives Vorgehen zeigte sich deutlich: Kiyosu wurde als strategisch wertvoll erhalten und später sogar als Hauptquartier genutzt, während Iwakura vollständig vernichtet wurde. Seine kompromisslose Haltung gegenüber Opposition zeigte sich besonders in der Hinrichtung des eigenen Bruders.
Fazit: Das Labor der Macht
Oda Nobunagas erfolgreiche Vereinigung der Owari Provinz wurde nicht nur zu seiner Machtbasis, sondern zum Experimentierfeld für Herrschaftsmethoden, die später ganz Japan verändern sollten. Sein kompromissloses Vorgehen in Owari bewies, dass absolute Macht keine Rivalen duldet – auch nicht innerhalb der eigenen Familie. Diese Prinzipien, die er während der Vereinigung der Owari Provinz entwickelte, sollten seinen weiteren Aufstieg und schließlich die Einigung Japans unter seinen Nachfolgern entscheidend prägen.
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