Oda Nobunaga war nicht nur einer der bedeutendsten Militärführer der japanischen Geschichte, sondern auch die Schlüsselfigur der Sengoku-Zeit. Obwohl er als Provinzfürst begann, ebnete er durch brutale Entschlossenheit und militärische Innovationen den Weg für Japans Vereinigung. Dieser Artikel zeigt, wie Nobunaga vom rebellischen Clanführer zum gefürchteten Reichseiniger aufstieg, warum seine Taktiken die Kriegsführung revolutionierten – und weshalb sein Erbe bis heute nachwirkt.
Vom „Trottel von Owari“ zum gefürchteten Daimyō
1534 in der Provinz Owari geboren, galt Nobunaga zunächst als exzentrischer Außenseiter und wurde als „Trottel von Owari“ verspottet. Doch nach dem Tod seines Vaters 1551 entpuppte er sich als skrupelloser Stratege. Während rivalisierende Clans Japan zersplitterten, nutzte Nobunaga geschickte Allianzen und überraschende Angriffe, um seine Macht auszubauen. Sein entscheidender Moment kam 1560, als er in der Schlacht von Okehazama den übermächtigen Imagawa-Clan besiegte – ein Sieg, der ihn zum gefürchteten Daimyō machte.
Die militärische Revolution: Feuerwaffen und der Triumph bei Nagashino
Anders als traditionelle Samurai verschmähte Nobunaga keine Neuerungen, sondern setzte sie gezielt ein. Als portugiesische Händler 1543 Feuerwaffen nach Japan brachten, erkannte als erster ihr revolutionäres Potenzial. In der Schlacht von Nagashino (1575) demonstrierte er ihre vernichtende Wirkung: 3.000 Arkebusiere feuerten in Salven und zerschlugen die legendäre Kavallerie der Takeda. Diese Taktik markierte nicht nur das Ende der Samurai-Dominanz, sondern läutete eine neue Ära der Kriegsführung ein.
Schreckensherrschaft und strategische Weitsicht
Nobunagas Regierungsstil war eine Mischung aus Terror und visionärer Politik. Sein berüchtigster Akt war die Zerstörung des Enryaku-ji-Klosters 1571, bei dem tausende Mönche getötet wurden. Dies war kein blindes Massaker, sondern ein kalkulierter Schlag gegen die mächtigen buddhistischen Klosterarmeen, die seine Autorität bedrohten. Gleichzeitig zeigte er bemerkenswerte Toleranz gegenüber christlichen Missionaren, da diese wertvolle Handelsbeziehungen und technologisches Wissen brachten.
Das dramatische Ende im Honnō-ji-Tempel
1582 stand Nobunaga auf dem Höhepunkt seiner Macht – doch sein eigenes Vertrauen wurde ihm zum Verhängnis. Sein General Akechi Mitsuhide überfiel ihn überraschend im Honnō-ji-Tempel in Kyoto. Die Motive bleiben bis heute umstritten: Manche vermuten Machtgier, andere Rache für Nobunagas brutale Feldzüge. In aussichtsloser Lage wählte Nobunaga den rituellen Selbstmord. Sein Leichnam verbrannte im Tempel, was später zu Legenden über ein mögliches Überleben führte. Ironischerweise scheiterte Mitsuhides Putsch bereits nach 13 Tagen, als Toyotomi Hideyoshi ihn besiegte.
Ein bleibendes Erbe
Obwohl Nobunaga nur 47 Jahre alt wurde, veränderte er Japans Geschichte nachhaltig. Er zerschlug das alte Shogunat, zentralisierte die Macht und schuf die Grundlagen für 250 Jahre Frieden unter den Tokugawa. Heute wird er gleichermaßen als brutaler Tyrann und visionärer Reformer gesehen – eine Ambivalenz, die ihn zur faszinierendsten Figur der Sengoku-Zeit macht. Seine skrupellose Effizienz und sein Gespür für Innovationen zeigen: Manchmal braucht es einen Dämon, um ein Reich zu einen.
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